Kölner retten ihr Stadtarchiv

Appell

Dazu eine aktuelle Meldung:

Zwei Tage nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) Hilfe bei der Rettung der historischen Dokumente und der Einrichtung eines neuen Archivs zugesagt. „Das Land wird im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen“, sagte er am Donnerstag bei einer Besichtigung der Unglücksstelle in der Kölner Südstadt. Inzwischen verließ eine erste Fuhre mit geborgenen Dokumenten und Archivmaterialien den Unglücksort in Richtung Restauratoren. Unter den Trümmern wurden weiterhin zwei Männer vermutet, die in einem der beiden eingestürzten Wohnhäuser gelebt hatten.

Rüttgers sprach den Betroffenen des „furchtbaren Unglücks“ sein Mitgefühl aus und sagte, es müsse alles getan werden, um die beiden Vermissten zu bergen. Vor einer Wiederaufnahme der Suche müsse jedoch die Unglücksstelle ausreichend gesichert werden. Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen dankte der Ministerpräsident für ihren Einsatz. Mit Blick auf die Unglücksursache warnte er vor voreiligen Schlüssen. Je nach Ergebnis der Untersuchungen müsse es aber möglicherweise Konsequenzen für den U-Bahn-Bau geben. Als Ursache des Einsturzes gilt ein Abrutschen von Erdmassen in eine U-Bahn-Baustelle.

Den Verlust des Stadtarchivs nannte Rüttgers eine „kulturelle Katastrophe“. Was an Dokumenten noch zu retten sei, müsse in einen Zustand versetzt werden, in dem es „auch für die nächsten Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte bewahrt werden kann“. Im Rahmen der Konjunkturmaßnahmen stünden derzeit erhebliche Mittel zur Verfügung, so dass schnell gehandelt werden könne. Rüttgers plädierte auch dafür, „die vielen Archive, die wir haben, auf ihre Sicherheit zu untersuchen, weil wir eine Verpflichtung haben, den nächsten Generationen das Erbe, das wir übernommen haben von unseren Vätern und Vorfahren, auch zu erhalten und weiterzugeben“. Der Deutsche Kulturrat appellierte an Kulturstaatsminister Bernd
Neumann (CDU), sich beim Wiederaufbau des Kölner Stadtarchivs und bei der Restaurierung der Dokumente zu engagieren. Ein ähnliches Engagement wie beim Wiederaufbau der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar sei „aufgrund der nationalen Bedeutung der Dokumente des Kölner Stadtarchivs“ angebracht, erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann in Berlin. Das Kölner Stadtarchiv habe eine weit über die Domstadt hinaus reichende nationale, wenn nicht europäische Bedeutung.

Die Kulturstiftung der Länder stellte der Stadt Köln 50.000 Euro Soforthilfe zur schnellen Sicherung des Archivbestandes in Aussicht. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) schlug in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Wirtschaftsarchiv einen Hilfsfonds für das Historische Archiv vor. „Es geht um eine ähnlich gigantische nationale Anstrengung wie bei der Anna-Amalia-Bibiliothek oder der Dresdner Frauenkirche“, erklärte der Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Jürgen Wilhelm. Der LVR stellt unter anderem Experten und Räumlichkeiten für die Rettungsmaßnahmen zur Verfügung. Ein siebenköpfiges Team von Restauratoren unterstützt das Historische Stadtarchiv bei der Bergung und späteren Restauration der wertvollen Materialien. Auch die Kollegen des benachbarten Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster boten ihre fachliche Unterstützung an. Das Historische Archiv der Stadt Köln beherbergte Originaldokumente aus mehr als tausend Jahren rheinischer Geschichte, darunter 65.000 Urkunden, über 100.000 Karten und Pläne, 50.000 Plakate und eine halbe Million Fotos.

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) kündigte die Errichtung eines Holz-Notdaches über der Unglücksstelle an, um die wertvollen Kulturgüter so weit wie möglich sichern und bergen zu können. Derzeit sind die Trümmer mit Planen abgedeckt, um das Einsickern von Regenwasser zu verhindern. Den evakuierten Anwohnern versprach Schramma unbürokratische Hilfe.

Der U-Bahn-Bau solle für ein oder zwei Wochen ruhen, sagte Schramma. Alle Gefahrenpunkte müssten gründlichst untersucht werden. Anders als am Vortag stellte Schramma den Weiterbau der U-Bahn aber nicht grundsätzlich in Frage. „Es ist sicherlich so, dass diese U-Bahn so, wie sie geplant ist, am Ende fertig gestellt werden muss“, sagte er.

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